Feuerwehren probten für den Ernstfall
Am Samstag, dem 05. November 2011, einem wunderschönen Herbsttag fand von 11.00 bis 16.00 Uhr eine groß angelegte Übung in Walsdorf statt. Der Kommandant der Feuerwehr Walsdorf hatte mit dem Betreiber und dem Landratsamt Bamberg die Übungsvorbereitungen getroffen.
Übungsobjekt:
Tierkörperbeseitigungsanlage, ein Verarbeitungsbetrieb tierischer Nebenprodukte mit reinem und unreinem Bereich im Walsdorfer Gemeindeteil Hetzentännig. Hier kann Infektions- bzw. Ansteckungsgefahr durch Tierkadaver und Tierkörperflüssigkeiten bestehen, weiterhin lagern dort Tanks und Silos mit Tierfett und Tiermehl. Bei einem Feuerwehreinsatz im un-reinen Bereich müssen Dekontaminationsplätze für Mannschaft, Geräte und Fahrzeuge mit aufgebaut werden.
Bei einem Ausfall der eigenen Lkw-Desinfektionsanlage benötigen wir einen Ersatz. Hierfür
stand bereits vor Übungsbeginn auf einem Parkplatz in Trosdorf das THW Coburg unter Lei-tung von Zugführer Hr. Übel bereit, das eine Lkw-Desinfektionsanlage besitzt. Für den Auf-bau der Fahrzeugsschleuse benötigt man ca. 2,5 bis 3,5 Stunden.
Deswegen mussten noch einige Übungsszenarien mit eingebaut werden, um die Zeit zu über-brücken.
Durch eine Vollsperrung der Kreisstraße zwischen Walsdorf und Tütschengereuth konnte Verfügungs- und Bereitstellungsraum sowie ein Fahrzeugdekontaminationsplatz geschaffen werden. Auch die Einsatzleitung wurde dort installiert. Um die Aufstellung des Schnellein-satzzeltes kümmerte sich die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung des Landratsamtes Bamberg.
Übungsszenario :
Brand eines Lkws in der Anlieferungshalle (unreiner Bereich) mit vermisster Person.
Das Gebäude wurde so gut wie möglich mit Nebelmaschinen verraucht.
Der Betriebsleiter Hr. Schuster setzte um ca. 11:00 Uhr den Notruf bei der ILS Bamberg-Forchheim ab. Auf Grund dieser Meldung wurde von der ILS das Einsatzstichwort
„B 2 Person“ ausgelöst.
Hier wurden alarmiert:
Feuerwehren Walsdorf, Tütschengereuth, Trosdorf, Viereth.
Nach Vorgabe des Betreibers durften wir maximal 3000 ltr. Wasser im Innenangriff einsetz-ten, weil das Abwasser direkt mit einer Druckleitung zur Städtischen Kläranlage Bamberg befördert wird.
Um ca.11:20 Uhr wurde gemeldet: „Brand greift auf Industriegebäude über.
Die hausinterne Desinfektionsanlage ist außer Betrieb.“
Aufgrund dieser Meldung wurde von der ILS das Einsatzstichwort „B5 Industriegebäude“ ausgelöst.
Folgende Feuerwehren wurden alarmiert:
Bischberg, Löschgruppe Weipelsdorf
Stegaurach, Mühlendorf , Löschgruppe Kreuzschuh
Erlau
Kolmsdorf - Feigendorf
Burgebrach mit DLK
Buttenheim mit dem GW-A/S für Atemschutzeinsatz und Personen-Dekontamination.
Zusätzlich wurde noch die Drehleiter der FF Hallstadt zur Personenrettung und Brandbe-kämpfung angefordert.
Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung
Weiterhin kamen die Feuerwehren aus Vollmannsdorf und Mönchherrnsdorf zur Wasserför-derung zum Einsatz sowie die FF Lisberg und Priesendorf für die Wasser-
versorgung der Lkw-Desinfektionsanlage des THW.
Zusätzlich hat sich die Einsatzleitung entschlossen die FF Kemmern zur Gebietsabsicherung nach Stegaurach zu beordern.
Erstmals kam ein Hexacopter für großflächige Luftaufnahmen zum Einsatz, der von Florian Knörrlein gesteuert wurde.
Für die Personensuche wurden 3 Puppen in der Wasseraufbereitungsanlage, im Kesselhaus und auf dem Mehlsilo versteckt.
Die Einsatzleitung teilte in 4 Abschnitte auf:
Abschnitt 1: Wasserförderung: Entnahmestelle war ein ca. 300 m entfernter Weiher mit ca.
1000 cbm Inhalt. Verlegung von 4 B-Leitungen zum Objekt
Abschnitt 2: Brandbekämpfung 1 an der Nordseite des Gebäudes (Anlieferungsbereich bzw.
unreiner Bereich) Innenangriff, Personensuche und Außenangriff mit DLK.
Abschnitt 3: Brandbekämpfung 2 an der Ostseite des Gebäudes, Innen - und Außenangriff mit DLK und Personensuche.
Abschnitt 4: Dekontamination Fahrzeuge und Personen.
Der Malteser Hilfsdienst war für die Verpflegung und die Sicherstellung des Sanitätsdienstes der Übungsteilnehmer verantwortlich.
Übungsziel :
Überprüfung der Wasserversorgung und Erprobung der notfallmäßigen Dekontamination von Personen und Fahrzeugen. Die Brandbekämpfung erfolgte über lange Schlauchstrecken, die Einsatzkräfte der Feuerwehren suchten nach vermissten Personen und retteten sie aus großen Höhen.
Das Technische Hilfswerk baute eine Fahrzeugschleuse zur Dekontamination von Lkws auf und die Feuerwehr Buttenheim errichtete einen Dekontaminationsplatz mit Dusche für die Atemschutzgeräteträger, die beim Innenangriff im unsauberen Bereich tätig waren, sowie eine Sammelstelle für die Atemschutzgeräte.
An der Übung nahmen teil:
Vertreter des Zweckverbandes,
Vertreter des Landratsamtes Bamberg,
Führungsdienstgrade des Landkreises Bamberg,
Schiedsrichterteam aus dem Landkreis Lichtenfels: KBM Silwinski, KBM Schneider,
KBM Elflein, KBM Pfaff,
Vertreter der Polizei,
Technisches Büro für Arbeitssicherheit,
Gemeinde Walsdorf.
Insgesamt meisterten die 190 Einsatzkräfte mit 33 Fahrzeugen die gestellten Aufgaben gut. Die Übung zeigte, dass bei großflächigen Einsatzstellen Luftaufnahmen, welche das ganze Ausmaß der Katastrophe zeigen, sehr hilfreich sein können. Bei diesem Objekt wurde bei der Nachbesprechung festgestellt, dass in punkto Wasserversorgung ein Objektplan mit eigenen Einsatzmittelketten und Bereichsfolgen erstellt werden muss.
Fazit dieser Großübung:
Die Tierkörperbeseitigungsanlage Walsdorf ist kein Schreckgespenst mehr; wir wissen jetzt wie die schwierige Lage im Ernstfall in den Griff zu bekommen ist.